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Köln spricht seit über drei Jahren miteinander statt übereinander. Demokratie-Fragmente ist unser neuer Blog, in dem wir Innenansichten aus dem Sprich-Team publizieren. Was beschäftigt uns aktuell, welchen Herausforderungen stellen wir uns und wo soll unsere Reise hingehen. Diesen Aspekten gehen wir in unregelmäßigen Abständen nach und starten mit der Entstehungsgeschichte von Köln spricht.
– von Fabio, 01. Oktober 2018
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Bongiorno, ich bin Fabio von Köln spricht. Wobei, unseren ersten Blogbeitrag sollten wir nicht mit einer Flunkerei beginnen. Eigentlich heiße ich Fabian, Fabian Guzzo. Die Omnipräsenz dieses italocharmant klingenden Titels verdanke ich meinem Facebook-Namen. In einer verschneiten Berliner Winternacht irgendwann, am Anfang dieses Jahrzehnts, schnackte ich mit meinem damaligen Mitbewohner George über den entstehenden blauen Riesen. Als pulsierender Geist voller Möglichkeiten waberte Facebook damals durch die, noch nicht völlig gentrifizierten Stadtteile Berlins. George, der eigentlich Georgios heißt, meinte, Fabio, das wäre doch ein cooler Facebook-Name. Outsider war ich bis dato. Chattete noch via ICQ, schrieb SMS; Facebook, das wollte ich nicht. Aber all die Geschichten über schnelle Flirts, witzige Storys und das kollektiven Netzwerkrauschen überzeugten mich schließlich. So wurde Fabio geboren.
Etliche Datenskandale später prägt dieser Facebook-Name mein Leben nachhaltig. Ohne das soziale Netzwerk würde es Köln spricht nicht geben. Auch dieser Blog-Beitrag würde nicht existieren. Ein Anderer wäre ich heute, wenn die Vernetzungswelle uns nicht mit sich gerissen hätte. Jetzt wollen wir noch persönlicher, transparenter und offener Innenansichten aus dem Sprich-Team liefern, denn bei uns ist einiges in Bewegung geraten.
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In dieser Sekunde hämmern und sägen viele engagierte Teamis in einem kleinen Raum in der Nähe des Severintorbogens. Ein Freiraum zur musikalischen, politischen und persönlichen Entfaltung entsteht im Herzen Kölns. Wir wagen ein Experiment und laden euch zu einer Expansion in die Tiefen der menschlichen Existenz ein. Wir wollen die Demokratie ergründen, Kultur zugänglich machen und täglich Begegnungen erschaffen. Für uns ist das ein waghalsiger Schritt, denn wir arbeiten noch immer völlig ehrenamtlich. Dieser Blog liefert zukünftig Innenansichten aus dem Sprich-Team. Was uns bewegt, was ansteht und vor allem wo wir hinwollen.
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Der Sprich e.V. – ich kann diesen Nachsatz eingetragener Verein echt nicht leiden, weil es kaum etwas uncooleres als einen eingetragenen Verein gibt – erschafft monatlich ideologiefreie Räume des Austauschs. Wir bringen Menschen mit unterschiedlicher politischer Präferenz zusammen, um über all die Themen zu sprechen, die uns alle bewegen: Vom abstrakten Kapitalismus, über die Migration bis zum Unternehmertum. Wir politisieren, vernetzen, erschaffen die Möglichkeit des Austauschs. Was uns als Team eint, ist der Glaube daran, dass die Gesellschaft Orte braucht, wo sie offen, ehrlich und konstruktiv-ideologiefrei über gesellschaftliche Entwicklungen sprechen kann. Die Digitalisierung und Automatisierung sind schneller als unsere steinzeitlichen Gehirne. Sie überrumpeln Politiker, die fast ausnahmslos Digital-Immigrants sind. Sie haben es versäumt, die Demokratie als solche fortschrittlich umzugestalten. Entstanden ist ein diskursives Vakuum, dass sich in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke ausbreitet. Hass und Entgrenzungen sind digitaler Alltag. Ein Blick in die Pupillen unseres Gegenübers ist das wirksamste Gegenmittel.
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Mindestens einmal im Monat treffen sich Kölner, Düsseldorfer, Wuppertaler und inzwischen auch Bonner, um über Politik, Psychologie, Alltag und all das andere, was uns als Gesellschaft bewegt, zu diskutieren. Die Geschichte von Köln spricht begann am Ostermontag 2016. Umzugskartons stapelten sich in unserer neuen Bude. Meine Lust, sie einzusortieren hielt sich in Grenzen, während Franzi breit grinsend durch die Wohnung wuselte. PEGIDA und AfD bei ihnen war ich gedanklich hängen geblieben.
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Den Rechtsruck hatten wir uns in etlichen Dokus über die vergangenen Monate reingezogen. Eine Mixtur aus Trotz, Trauer und Wut hatte sich in mir angesammelt. Nicht auf diejenigen, die montags durch Dresden marschierten, sondern die gesellschaftlichen Umstände, die jenes Phänomen erst ermöglichten. Was kann ich persönlich dagegen unternehmen, fragte ich mich. Der Gedankenprozess endete in einer Facebook-Veranstaltung: Kölns erster demokratischer Speakers Corner – Sarah, ein damaliges Neuteami, klärte mich Monate später auf, dass Speakers Corner weiblich sei. Nachdem ich bereits einige erfolglose Versuche unternommen hatte, um Menschen zusammenzubringen, glückte es diesmal. Knapp 120 Kölner interessierten sich inzwischen für die Speakers Corner, sah ich, am Abend der Veröffentlichung den Oster-Abendschmaus bei meinen Eltern genießend. Ich war überrascht. Der Rammazotti floss noch durch meine Adern als ich am nächsten Morgen auf mein Handy blickte: „Waaaaas? 1200 wollen vorbeikommen?“, brüllte ich durch die Wohnung. Franzi rieb sich verwundert die Augen und kochte weiter Kaffee. Fasziniert verfolgte ich in den kommenden Stunden, wie sich immer mehr Menschen für Kölns erste Speakers Corner interessierten. 3000 waren es schließlich an Tag drei. Meine Gefühlslage bewegte sich irgendwo zwischen völliger Euphorie und Überforderung vor den kommenden Aufgaben. Via Facebook suchte ich Hilfe. Sechs Engagierte trafen sich schließlich in einem schnuckligen veganen Laden. Und nur eine Woche später versammelten sich zum ersten Mal über 500 Kölner am Aachener Weiher, um miteinander statt übereinander zu sprechen. Köln spricht war geboren und mit ihm ein neuer Fabio… ähhh Fabian.
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